Ruby



      Ruby
      (Ruby)
      mit Piper Laurie, Stuart Whitman, Roger Davis, Janit Baldwin, Crystin Sinclaire, Paul Kent, Len Lesser, Jack Perkins, Eddy Donno, Sal Vecchio, Fred Kohler Jr., Rory Stevens, Raymond Kark, Jan Burrell, Kip Gillespie
      Regie: Curtis Harrington
      Drehbuch: George Edwards / Steve Krantz / Barry Schneider
      Kamera: William Mendenhall
      Musik: Don Ellis
      FSK 18
      USA / 1977

      Im Jahr 1935 wird der Gangster Nicky Rocco vor den Augen seiner hochschwangeren Geliebten Ruby von seinen Kumpanen ermordet. 16 Jahre später hat Rubys Tochter Leslie noch immer kein Wort gesprochen. Ruby selbst führt ein Autokino, in dem auch die Mörder von früher arbeiten. Plötzlich kommt es unter ihnen zu bizarren Todesfällen. Und dann beginnt Leslie auch noch zu sprechen - mit der Stimme ihres toten Vaters...

      "Ruby" oder auch "Blutige Ruby" zählt ganz bestimmt nicht zu den Meisterwerken des Genres, jedoch bietet die Geschichte von Curtis Harrington durchaus sehenswerte Filmkost, die allerdings auch mit mehreren Schwächen behaftet ist. Der Großteil der vorhandenen Defizite ist dabei sicherlich in der Story an sich zu suchen, die doch an mehreren Stellen merkwürdig zusammen gestückelt erscheint und einen nicht ganz runden-und stimmigen Gesamteindruck hinterlässt. Dabei ist das Szenario durchaus dazu in der Lage zumindest teilweise solide Spannung aufkommen zu lassen, jedoch kommt es immer wieder zu kleineren Einbrüchen die durch die Vorhersehbarkeit der Abläufe entstehen. Rein inhaltlich handelt es sich um einen phasenweise etwas wirren Mix aus "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" und Friedkin's "Der Exorzist", denn offensichtliche Ähnlichkeiten zu diesen beiden Filmen sind praktisch unübersehbar. Im Prinzip ist das auch keinesfalls negativ zu bewerten, aber die Umsetzung des Ganzen erscheint doch an diversen Stellen recht mangelhaft und trübt so doch ein wenig das Sehvergnügen. Dafür kann "Ruby" jedoch in atmosphärischer Hinsicht überzeugen, denn von Beginn an entfaltet sich eine angenehm dichte Grundstimmung und an manchen Stellen lassen sich sogar einige bedrohlich aufkommende Züge erkennen.

      Das leicht schwächelnde Drehbuch ist der Grund dafür, das sich hier kein wirklich konstanter Eindruck ergibt, denn hat das Geschehen durchaus seine starken Momente, so gibt es immer wieder abrupt wechselnde Phasen, in denen man mit eher belanglos erscheinenden Dingen konfrontiert wird. Trotz mehrerer sogar etwas blutiger Einstellungen wirkt der Film doch durchgehend recht bieder-und fast schon altbacken und lässt im Prinzip zu keiner Zeit einen echten Höhepunkt erkennen. Genügend Potential dafür wäre sicher vorhanden, doch leider wurde dieses nicht annähernd ausgeschöpft. Auch die immer wieder eingestreuten übernatürlichen Augenblicke werten die Chose nicht sonderlich auf, vielmehr ist das Ganze teils so grotesk ins Bild gesetzt worden, das man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen kann. Ein leicht trashiger Anstrich ist also schwerlich zu übersehen, auch wenn die komisch wirkenden Stellen von Curtis Harrington sicherlich nicht unbedingt gewollt waren.

      Kennern des Genres dürfte an dieser Stelle sicherlich ein Aspekt ganz besonders ins Auge fallen, denn da "Ruby" sich zeitlich gesehen im Jahr 1951 ansiedelt ist es schon sehr erstaunlich-und bemerkenswert, das im Drive In Kino der Film " Angriff der 20 Meter Frau" zu sehen ist, der doch aber erst 1958 das Licht der Welt erblickte. Andererseits sind es aber genau solche Kuriositäten, die diesem Werk auch einen charmanten Stempel aufdrücken und man sollte sich an solch augenscheinlichen Fehlern nicht sonderlich hoch ziehen, erwähnenswert erscheint dieser Lapsus jedoch allemal. Was hingegen letztendlich äußerst sauer aufstößt ist das total abrupte und fast schon als dämlich zu bezeichnende Ende. An diesem Punkt wurde dann nämlich ein Schluss-Akkord verwendet, der im Grunde genommen noch nicht einmal diese Bezeichnung verdient. War die Geschichte bisher schon eher unspektakulär gestaltet, so kommt an dieser Stelle echte Enttäuschung beim Zuschauer auf und man fühlt sich auf eine gewisse Art und Weise sogar auf den Arm genommen. Dieses nicht würdige Finale wertet den Film dann auch nicht gerade auf, sondert lässt den gewonnenen Eindruck noch einmal ein wenig in den Keller gehen. Und so muss man sich hauptsächlich am Schauspiel der glänzend agierenden Piper Laurie erfreuen, die in der Rolle des ehemaligen Film-Sternchens eine wunderbar überzogene Performance an den Tag legt die man ihr jederzeit abnimmt.

      Mit herausragender Theatralik und großen Gesten definiert sie die Rolle der egozentrischen Frau einfach grandios und setzt so dann doch noch einen herrlichen Farbtupfer in ein ansonsten eher durchschnittliches Filmchen, das bei den meisten Fans keinen sonderlich nachhaltigen Eindruck hinterlassen dürfte. Dennoch hat mir persönlich "Ruby" recht gut gefallen, denn auch wenn es sich hier um alles andere als ein Meisterwerk handelt, beinhaltet das Werk doch einen gewissen Charme, der insbesondere durch die augenscheinlichen Mankos und die leicht trashige Note entsteht.

      Fazit:

      Curtis Harrington hätte ganz bestimmt weitaus mehr aus der vorliegenden Thematik herausholen können, hat aber leider eine Menge an Potential liegen lassen. Dennoch kann man sich diesen 70er Jahre Horrorfilm durchaus einmal anschauen, gibt es doch unzählige Filme die nicht annähernd so viel Charme besitzen, wie hier der Fall ist.

      6/10