The Seasoning House

      The Seasoning House






      The Seasoning House
      (The Seasoning House)
      mit Rosie Day, Sean Pertwee, Kevin Howarth, Anna Walton, Jemma Powell, Alec Utgoff, David Lemberg, Dominique Provost-Chalkley, Ryan Oliva, Laurence Saunders, Daniel Vivian, Abigail Hamilton, Tommie Grabiec
      Regie: Paul Hyett
      Drehbuch: Paul Hyett / Conal Palmer / Adrian Rigelsford
      Kamera: Adam Etherington
      Musik: Paul E. Francis
      keine Jugendfreigabe
      Großbritannien / 2012

      Auf dem vom Krieg zerrissenen Balkan steht das Seasoning House. Ein düsterer und seelenloser Ort, wo junge Mädchen prostituiert und verkauft werden. Zuhälter Viktor hält sich die junge taubstumme Angel als persönliche Sklavin. Unbemerkt von ihrem Peiniger, bewegt sie sich zwischen Hohlräumen in Wänden und Decken durch das Haus und schmiedet Pläne für ihre Flucht. Als ihre engste Freundin brutal getötet wird, erträgt sie ihr Schicksal nicht länger und schlägt mit aller Härte zurück.


      Im Seasoning House werden die Monster manifestiert, wo sie zweifellos leben: in den Menschen" mellowdramatix.de


      Schon nach einer relativ kurzen Zeitspanne wird dem Zuschauer erschreckend klar, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, denn mit "The Seasoning House" hat Paul Hyett einen mehr als beeindruckenden Regie-Erstling präsentiert, der einem größtenteils das Blut in den Adern gefrieren lässt. In der Hauptsache behandelt der Film dabei die Thematik der Zwangsprostitution, wobei mir auf Anhieb keine andere filmische Umsetzung einfällt, die dieses Thema so absolut schonungs-und kompromisslos ins Bild gesetzt hat. Gleichzeitig wird man jedoch auch mit dem Bürgerkrieg auf dem Balkan konfrontiert, so das man sich ohne Weiteres denken kann, das sich im Endeffekt eine unglaublich schockierende Mixtur ergibt, die einem spürbar unter die Haut fährt. Nun kann man einigen Kritiken im Netz entnehmen, das nicht wenige Leute das dargestellte Geschehen als vollkommen unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen empfindet, wobei ich diese Einschätzung beim besten Willen nicht teilen kann. Vielmehr ist es Hyett meiner persönlichen Meinung nach absolut perfekt gelungen, ein in eine raue-und bösartige Grundstimmung verpacktes Szenario zu kreieren, in dem es phasenweise absolut gnadenlos und ohne jegliche Kompromisse zur Sache geht, was sich letztendlich auch auf den enthaltenen Härtegrad auswirkt.

      Entfalten die Ereignisse schon einen unglaublichen psychischen Druck auf den Betrachter, so wird dieser durch etliche äußerst derbe-und blutige Einstellungen noch unterstützt, im Grunde genommen ist die gesamte Geschichte eine einzige Vergewaltigung der eigenen Seele, da es einfach unmöglich erscheint, sich der Grausamkeit der Abläufe zu entziehen. Das "Seasoning House" ist nämlich alles andere als ein schöner Ort, was sich schon durch die reine Optik des zerfallenen Gebäudes zu erkennen gibt. Man vermeint stellenweise viel eher, hier direkt in der Hölle angekommen zu sein, die von skrupellosen Mädchenhändlern regiert wird, die weder Mitleid noch Barmherzigkeit, sondern ausschließlich die eigene Bereicherung kennen. Von erstklassig agierenden Schauspielern dargestellt hinterlässt dieser Abschaum der Menschheit einen sehr glaubwürdigen Eindruck und man möchte diesen finsteren Typen keinesfalls allein begegnen. So kann man sich dann auch einen äußerst guten Eindruck davon machen, wie diese Männer erst auf die unschuldigen und jungen Mädchen wirken müssen, die ihnen hilflos ausgeliefert sind. In der Folge spielen sich dann Ereignisse ab auf die man eigentlich nicht näher eingehen möchte, denn die Intensität und Härte der Abläufe kann man wirklich erst richtig nachempfinden, wenn man diesen Film selbst gesehen hat. Manch einer mag dabei diverse Passagen als überzogen empfinden, doch für mich war es vielmehr ein tiefer Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele, wobei man sich im Prinzip kaum vorstellen kann, das die Mädchenhändler wie auch die Freier überhaupt so etwas besitzen.

      Verschärft wird das Ganze dann noch einmal ganz erheblich, als eine Gruppe Soldaten unter der Führung von Goran in das siffige-und verdreckte Bordell kommen und die Qualität der Härte noch einmal eine zusätzliche Steigerung erfährt. Die stumme Angel kennt den Anführer der brutalen-und rücksichtslosen Miliz nämlich noch, war er doch schließlich für die Ermordung ihrer Mutter und unzähliger anderer Menschen verantwortlich, was einem zuvor schon in knallharten Bildern präsentiert wurde. Die von Beginn an schon ziemlich hoch angesiedelte Gewaltspirale erfährt nun eine weitere Steigerung und nun kommt man auch schließlich zu den Passagen des Filmes, die man eventuell wirklich als ein wenig unglaubwürdig bezeichnen könnte. Geht es dabei doch um die Flucht der jungen Angel vor den Männern die sie um jeden Preis in die Finger bekommen wollen, da sie im Bordell einen der ihren getötet hat. Für den Spannungsverlauf des Szenarios ist es bestimmt förderlich, das der Teenager seinen Jägern immer wieder entkommen kann, andererseits stellt man sich schon ganz unweigerlich die Frage, ob anscheinend perfekt ausgebildete Soldaten nicht dazu in der Lage sein müssten, ein kleines Mädchen einzufangen. Wie dem aber auch sei, die Abläufe beinhalten eine Menge an Tempo und sind jederzeit interessant ins Bild gesetzt worden, allerdings muss man auf keinen Fall ein Hellseher sein um zu erahnen, das alles auf einen finalen Showdown zwischen der jungen Angel und dem Psychopathen Goran hinausläuft. Diese Vorhersehbarkeit ist aber in meinen Augen keinesfalls negativ zu bewerten, da man bis zur letzten Minute selbst wie unter Strom steht und ganz automatisch mit dem jungen Mädchen mitfiebert. Den Peinigern hingegen wünscht man förmlich die Pest an den Hals und freut sich richtiggehend, das hier einige der Peiniger auf brutale Art und Weise ihr Leben aushauchen.


      "The Seasoning House" ist wahrlich ein Film, der abseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist und auch ganz bestimmt nicht jeden Geschmack treffen wird. Zudem könnte ich mir sehr gut vorstellen, das insbesondere Frauen größte Schwierigkeiten haben dürften, sich diese Geschichte anzuschauen, doch selbst hartgesottene Männer dürften durchaus Probleme bei der Verarbeitung des Gesehenen bekommen. Der Spagat, hier den Balkankrieg und das Thema Zwangsprostitution unter einen Hut zu bringen, ist Paul Hyett absolut grandios gelungen und was einige andere als eher unglaubwürdig ansehen, kommt in meinen Augen unglaublich realistisch rüber. Dazu tragen auch die teils knallharten SFX bei, denn in den meisten Fällen hält die Kamera voll drauf, was dem Ganzen eine noch härtere Note verleiht, als sie von Haus aus schon gegeben ist. Die dreckige-und düstere Atmosphäre, der schmierige Schauplatz und die teils grandios agierenden Schauspieler sind die weiteren hervorstechenden Zutaten, um letztendlich eine Geschichte zu offenbaren, die keinesfalls spurlos am Betrachter vorüber geht. "The Seasoning House" hinterlässt definitiv einen nachhaltigen Eindruck und führt einem einmal mehr als eindrucksvoll vor Augen, das der Mensch selbst das größte Monster ist, das auf diesem Planeten lebt. In dieser Story tun sich nicht nur Abgründe auf denn der gesamte Film stellt einen einzigen Abgrund dar. Und ohne es eigentlich wirklich zu wollen wird man immer tiefer in ihn hinein gezogen und phasenweise selbst zu einem machtlosen Spielball des Geschehens, das einen in den Zustand der totalen Hilflosigkeit manövriert, so das man wie paralysiert und absolut ungläubig die Qualen verfolgt, die Menschen von anderen Menschen angetan werden.


      Fazit:


      Nach der Sichtung dieses beeindruckenden Filmes ist man ehrlich gesagt eine ganze Zeit lang nicht dazu in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, da man zu nachhaltig unter dem verstörenden Eindruck dessen steht, das sich da eben auf dem Bildschirm abgespielt hat. Das eher offene Ende der Geschichte hinterlässt einen zusätzlich bitteren Beigeschmack und man beschäftigt sich noch immens lange mit einem Szenario, das man kaum härter-und kompromissloser hätte in Szene setzen können. Hyett hat mit seiner ersten Regiearbeit ein Werk geschaffen, über das man garantiert noch lange reden wird und das man nie wieder vergessen wird, wenn man es denn einmal gesehen hat.


      9/10