Assault on Wall Street

      Assault on Wall Street






      Assault on Wall Street
      (Bailout: The Age of Greed)
      mit Dominic Purcell, Erin Karpluk, Edward Furlong, John Heard, Keith David, Michael Paré, Lochlyn Munro, Tyron Leitso, Mike Dopud, Barclay Hope, Heather Feeney, Eric Roberts, Michaela Mann, Carrie Genzel
      Regie: Uwe Boll
      Drehbuch: Uwe Boll
      Kamera: Mathias Neumann
      Musik: Jessica de Rooij
      FSK 16
      Kanada / 2012

      Jim Baxford (Purcell), Angestellter einer Security-Firma, und seine Frau Rosie sind Opfer der Finanzkrise und stehen vor dem finanziellen Ruin. Rosie ist schwer Krank und die Versicherung will keine Kosten für Behandlungen übernehmen. Finanzielle Rücklagen wurden von der Rücksichtslosen Investmentbankern aufs Spiel gesetzt und vernichtet. Als Jim seinen Job verliert sieht Rosie keinen Ausweg mehr und nimmt sich das Leben. Jetzt hat Jim nichts mehr zu verlieren und sieht rot! Er entwickelt einen todbringenden Plan und macht gnadenlos Jagd auf die skrupellosen Investmentbanker...


      Und wieder einmal hat der äußerst umstrittene Uwe Boll zugeschlagen, wobei er mit "Assault on Wall Street" ein absolut gelungenes Rache-Drama auf den Zuschauer loslässt, in dem Hauptdarsteller Dominic Purcell zu einem Amoklauf ansetzt, der in vorliegendem Fall korrupte-und vollkommen skrupellose Wall Street Bänker das Leben kostet. Der auf der Rückseite des deutschen DVD-Covers angebrachte Vergleich "Wall Street trifft auf Rampage" sollte dabei jedoch nicht unbedingt auf die Goldwaage gelegt werden, denn im Bezug auf die vorhandene Härte und die Eskalation der Gewalt liegt hier ein eher ruhiger Vertreter seiner Art vor. Wer also ein wahres Feuerwerk an Schießereien und brutal in Szene gesetzter Tötungen erwartet wird eher eine kleine Enttäuschung erleben, doch insbesondere der Umstand, das Boll dieses Mal viel eher auf einen ruhigen, aber dennoch extrem intensiven Spannungsaufbau setzt, ist ihm meiner persönlichen Meinung nach sehr hoch anzurechnen. Natürlich gibt es jetzt auch wieder die typischen Boll-Gegner, die ihm gerade diesen Aspekt vorwerfen, doch mittlerweile müsste sich der gute Uwe daran gewöhnt haben, das er es im Prinzip niemandem recht machen kann.

      Dabei handelt es sich hier um einen seiner mit Abstand besten Filme, in dem er auch durchaus erkennen lässt das er sehr wohl dazu in der Lage ist, eine äußerst interessante Thematik glaubwürdig in Szene zu setzen. Anhand der Erzählung eines Einzelschicksals bedient sich der Regisseur hier der Thematik der Finanzkrise in den USA, während der durch skrupellose Machenschaften diverser Wall Street Bänker unzählige Menschen um ihre Ersparnisse gebracht werden und dabei ihre gesamte Existenz verlieren. Wenn sich wie in vorliegendem Fall auch noch ein kranker Mensch das Leben nimmt, erhält die ganze Sache einen zusätzlich sehr bitteren-und tragischen Beigeschmack, der hier besonders gut zur Geltung kommt. Und so muss die Hauptfigur Jim Baxford (Dominic Purcell) nicht nur mit ansehen wie er die Behandlung seiner kranken Frau nicht mehr bezahlen kann, sondern er wird auch noch mit deren Freitod konfrontiert, was die in ihm aufkommende Wut zum überkochen bringt. Nun verhält es sich jedoch keinesfalls so, das sich in der Folge ein nahezu blinder Rachefeldzug gegen die verantwortlichen entwickelt, vielmehr besticht das Geschehen dadurch, das der Mann in seiner Trauer dennoch die Übersicht behält und methodisch seine Rache plant. Manch einer hätte sich jetzt wohl viel eher ein Szenario gewünscht, in dem es einmal mehr an überzogener Action nur so wimmelt, doch Uwe Boll hat stattdessen eine äußerst ruhige Erzählweise für seine Geschichte gewählt, was mir extrem gut gefallen hat.

      Wirklichen Aktionismus bekommt der Zuschauer dabei erst in den letzten gut 20 Minuten des Filmes geboten, doch gestaltet sich die Zeit davor keinesfalls langatmig oder gar uninteressant. Viel eher das Gegenteil ist der Fall und man ist ehrlich gesagt phasenweise richtig erstaunt darüber, mit welchem Feingefühl der gute Mann hier ein richtig packendes Drama inszeniert, dessen Wirkung von Minute zu Minute immer intensiver erscheint und den Betrachter dabei fast magisch in seinen Bann zieht. Menschliche Emotionen wie pure Wut, Hass und totale Verzweiflung stehen im Vordergrund einer Geschichte, die einen größtenteils auch menschlich berührt. So kann man auch die Handlungen der Hauptfigur absolut nachvollziehen und auch wenn seine Taten vom gesetzlichen Standpunkt her sicherlich nicht zu rechtfertigen sind, so kann man sie doch menschlich absolut nachvollziehen. Wird man doch bei den hier gezeigten Machenschaften einiger Geschäftemacher selbst von grenzenloser Wut gepackt und möchte am liebsten selbst auf die Jagd nach den Verantwortlichen gehen, die ohne jeden Skrupel Existenzen zerstören, aber selbst dabei immer reicher werden. Dieser Punkt kommt insbesondere im finalen Showdown sehr gut zur Geltung und Herr Boll hat an dieser Stelle eine Variante gewählt, die eventuell nicht unbedingt glaubwürdig erscheint, das Ganze jedoch mit einer fast schon makaberen Note untermalt und absolut hervorragend in das gewonnene Gesamtbild passt. Der Dialog zwischen Baxford und dem Hauptverantwortlichen für sein Schicksal strotzt dabei vor unverhohlenem Zynismus und unterstreicht noch einmal den äußerst bitteren Beigeschmack, den der Film hinterlässt.

      Uwe Boll hat bisher ganz sicher viel mehr schlechte als gute Filme auf den Weg gebracht, doch mit "Assault on Wall Street" ist ihm in meinen Augen ein richtig guter Wurf gelungen. Eine absolut gelungene Mischung aus Tragödie und Rache-Drama, die durch ihre ruhige Erzählweise extrem intensiv erscheint und den Zuschauer auf keinen Fall unberührt lässt. Ein sehr gut agierender Dominic Purcell kann dabei mit einer äußerst gelungenen-und glaubhaften Performance überzeugen und trägt die gesamte Chose fast im Alleingang. Die Entscheidung hier nicht mit brutaler und überzogener Gewalt zu agieren ist ein durchaus gelungener Schachzug des Regisseurs, erzeugt das Werk doch allein durch seine gelungene Gesamt-Inszenierung ein sehr hohes Maß an Intensität, ohne das man dabei auf explizite Gewaltdarstellungen zurückgreifen muss. Und so sollten selbst die größten Gegner des deutschen Regisseurs dazu hinreißen lassen diesem Werk eine Chance zu geben, da ihnen ansonsten ein wirklich gelungener Film durch die Lappen gehen könnte.


      Fazit:


      Bei aller auch zum größten Teil oft berechtigten Kritik an den Fähigkeiten eines Uwe Boll sollte man an dieser Stelle auch einmal ein dickes Lob aussprechen, denn "Assault on Wall Street" erzählt eine ungemein interessante Geschichte, die zudem auch sehr gut umgesetzt wurde. Ein emotional äußerst berührendes Schicksal wurde trotz eher ruhigen Tönen extrem intensiv untermalt und ergibt einen Gesamteindruck, den man letztendlich nur als sehr gut bezeichnen kann.


      8,5/10
      An der Wall Street bollt sich was zusammen...

      Doch bevor sich am Horizont etwas zusammen bollen kann, muss Baxford ( Dominic Purcell ) allerlei Schicksalsschläge erleiden, minutenlang nichts sagend an einem dauer glimmenden Zigarettenstummel nuckeln und so viel Film Klischees wie nur möglich bedienen. In groben Zügen bündelt Boll ( seine ) die angestaute Wut über Geld gierige Bänker und die Finanzkrise in den Staaten, die vielen Menschen Hab und Gut gekostet haben zu einer menschlichen Faust, die in Form des Jedermann Wachmann Baxford dem vermeintlich bösen bösen Kapitalismus, einen deftigen Nierenschlag verpasst, der noch lange nachhallen soll.

      Im Grunde genommen hat Boll mit seinem neuesten Werk einen Gedanken verfilmt, den schon mal jeder in seinem Leben im Kopf hatte. Diese scheiß Bänker könnt ich alle...diesem Manager würde ich sofort...eigentlich ein gutes Thema, da jeder davon schon mal mehr oder weniger betroffen war, es sei denn man gehört zur anderen Seite. Doch wer geht schon so weit und setzt seinen Gedanken in die Tat um??Boll tut dies in Aussault on Wall Street und lässt seinen vom System gepeinigten Protagonisten in den Krieg ziehen gegen eben jenes System. Jedoch bebildert Boll seine Geschichte dermaßen Klischee mäßig, dass der ganze Grundgedanke schon im Ansatz scheitert. Jeder Bänker besitzt Seitenscheitel und ist schmierig, jeder Normalo ist Herzensgut und freundlich. Es gibt niemanden im Film den man nicht eindeutig identifizieren könnte, auf der einen Seite stehen die Guten - also wir und auf der anderen Seite die Bösen - die Bänker. Das kreierte Szenario wirkt plump und bietet weder einen Schauspieler mit dem man mit fiebern oder fühlen kann noch einen bösen Buben den man so richtig hassen könnte. Somit ist einem jede Figur egal und was kann schlimmeres passieren?

      Boll entschließt sich eine Geschichte zu zeigen um einen Menschen der nach und nach alles verliert dabei bezieht er klar Stellung. Doch in diese Ecke in die uns Dr. Uwe Boll drängt will keiner stehen. So schwarz Weiß, wie das Bild der Welt in Assualt in Wall Street gezeichnet wird ist sie nicht. Noch ist sie so unlogisch wie uns vorgegaukelt wird. Wer kann schon in einem Parkhaus auf ein benachbarte Hochhaus Gewehrsalven abfeuern ohne dass einem sofort Bullen am Arsch kleben oder man wenigstens von einer der Milliarden Überwachungskameras die in den USA das Geschehen filmen erwischt wird ?? Außer dem Protagonisten in Bolls Film wohl niemand.

      Problematisch wirds immer dann, wenn versucht wird Emotionen beim Zuseher zu erzeugen. So ist dieses Minuten lange ins Nichts starren von Baxford keine cineastische Offenbarung sondern , dehnen von Filmmaterial auf Spielfilmlänge. Ohne diese dämliche Starren wäre der Film wohl eine halbe Stunde kürzer geraten. Oder fast schon gleichermaßen schlecht sind die bemüht zärtlichen Momente zwischen Baxford und seiner Lady, die nur im Film vorhanden sind um das Minuten lange Starren auch zu rechtfertigen aus Sicht des Regisseurs , denn für den Film relevant sind sie nicht denn dadurch wird in keinster Weise Mitgefühl erzeugt, zu plump , zu schlecht gespielt als das man wirklich an die Liebe zwischen den beiden glauben könnte. Dies wäre jedoch so wichtig gewesen denn Baxfords Antrieb ist eben seine Frau, nur sieht man es nie.

      Mit Schrecken und Graus kann man im Film auch allerhand recycle Stars bestaunen, die in Aussault on Wall Street diverse Nebenrollen begleiten. So sieht man den aufgedunsenen Edward Furlong ( American History X ) als best Buddy an der Seite des Baxford lümmeln. Dabei ist wohl das spannendste an dieser Darbeitung, dass ominöse Eigenleben des rechten Augenliedes das innerhalb von zehn Sekunden mehr Aktivität nachweißen kann als Furlong im gesamten Film. Oder man kann dem Bruder von Julia Roberts beim Hirn furzen zu sehen, wie er schleimig, akorat und eklig als Schreibtischtäter Leuten das Leben vermiest ohne ein einziges mal auf stehen zu müssen. Alles in allem mäßig bis hin zum fremdschämen zelebrierte Schauspiel Kunst, die keinen hinterm Ofen hervor kriechen lässt.

      Wäre Assault on wall Street wenigstens noch in den Szenen bei den mal nicht dumm gequasselt wird spannend und die Action gut ins Szene gesetzt könnte er noch als Billig Actioner durch gehen, doch sind diese Szenen zu allem Überfluss noch viel langweiliger inszeniert als der Rest des Films und um diesen Umstand zu erreichen muss man schon einiges drauf haben oder eben nicht. Die Dialog Szenen tatsächlich noch zu unterbieten war schwer aber scheinbar keine Hürde, die nicht genommen werden konnte.

      Aussault on wall Street stolpert über Steine, die er sich selbst in den Weg legt. Steine die so groß sind wie Autos und um die zu übersehen und dem Film noch das eine oder andere ab zu gewinnen muss man entweder Uwe Boll selbst sein oder RTL Vormittags Programm Gucker. Wobei die Kamera Führung bei RTL noch um einiges besser ist und man nicht ständig das Gefühl hat, der Kameramann wolle möglichst schnell dem Zuseher das Essen aus dem Darm wieder heraus treiben. Um im Gedächtnis des Zusehers zu bleiben langt es nicht mal Ansatzweise aber vielleicht reicht es ja um RTL wieder schätzen zu lernen, denn es gibt tatsächlich schlechteres als das Vormittags Programm von RTL, wie Familien im Brennpunkt und Konsorten.
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