Singapore Sling

      Singapore Sling






      Singapore Sling
      (Singapore Sling)
      mit Meredyth Herold, Panos Thanassoulis, Michele Valley
      Regie: Nikos Nikolaidis
      Drehbuch: Nikos Nikolaidis
      Kamera: Aris Stavrou
      Musik: keine Information
      keine Jugendfreigabe
      Griechenland / 1990

      Er nennt sich Singapore Sling, einer dieser Typen, die ständig hoffnungslosen Fällen hinterherjagen, Fällen, die Frauennamen tragen und nirgendwohin führen. Seiner heißt Laura. Es ist Jahre her, dass er sie das letzte Mal gesehen hat. Obwohl er vermutet, dass das Mädchen schon lange tot ist, kann er nicht aufhören, nach ihr zu suchen. Eines Nachts erreicht er das Haus, verwundet und am Ende seiner Kräfte. Er hat nichts mehr zu verlieren. Es regnet. In der Dunkelheit stehen zwei Frauen um ein offenes Grab im Garten. Heute Nacht wird jemand sterben…


      Das Label Bildstörung zeichnet sich ja gerade dadurch aus, das es außergewöhnliche Filme veröffentlicht. Die neueste VÖ "Singapore Sling" nimmt jedoch in der Reihe der bisher erschienenen Drop Outs noch einmal eine absolute Sonderstellung ein, denn eine Geschichte in der hier dargestellten Form gibt es wohl kein zweites Mal. Dabei fällt es wirklich nicht leicht, das Ausnahmewerk des griechischen Regisseurs Nikos Nikolaidis fair und objektiv zu bewerten, denn das Szenario wird die Meinungen ganz sicher extrem spalten. Wohl selten kommt es so sehr auf den persönlichen Geschmack des jeweiligen Betrachters an, denn die gezeigten Bilder rufen die unterschiedlichsten Gefühle in einem hervor. Rein optisch gesehen ist der Film ein absolutes Meisterwerk, die gediegene schwarz/weiß Inszenierung erinnert an den Film noir und das ist auch vollkommen beabsichtigt, stellt "Singapore Sling" doch eine Hommage an den 1944 erschienenen Film "Laura" von Otto Preminger dar. Der Film von Nikolaidis präsentiert dem Zuschauer jedoch eine Geschichte, die von der ersten Minute an ein bildgewaltiges Verwirrspiel darstellt, das selbst am Ende noch genügend Spielraum für eigene Interpretationen lässt. Genau an diesem Punkt beinhaltet das Werk auch seine größte Stärke, denn was hier mit lediglich 3 Schauspielern wie ein beklemmendes Kammerspiel in Szene gesetzt wurde, ist schwerlich zu durchschauen und strahlt dadurch eine unglaubliche Faszination aus. Man kann sich ehrlich gesagt nur sehr schwer einen Eindruck darüber verschaffen wie das Ganze zusammenhängt, wodurch ein extrem intensives Kopf-Kino in Gang gesetzt wird.

      Dabei ist es insbesondere die äußerst beeindruckende Mischung aus Krimi, Sex, Folter-und stellenweise Komödie, die einen sehr nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Stellenweise tief-schwarzer Humor wechselt sich immer wieder mit teils ekligen Szenen ab, die einem den Magen umdrehen wollen. So kann man streckenweise nur äußerst schwer einen Sinn in den Ereignissen erkennen, ist aber definitiv nicht dazu in der Lage, seine Augen vom Geschehen abzuwenden. Zu sehr beeindruckt einen das Schauspiel der Darsteller, wobei die Rolle des Mannes durchaus zu vernachlässigen ist. Herausragend agiert hingegen Meredyth Herold in der Rolle der Tochter, denn ihre Performance ist einfach nur als brillant zu bezeichnen und trägt die gesamte Geschichte fast von allein. Wenn man sieht, wie vollkommen durchgeknallt die Darsteller agieren könnte man fast zu der Vermutung gelangen, das sie auch im realen Leben dem Wahnsinn nahe sind. Die Spielfreude und Autentizithät der Leistungen sind dermaßen intensiv, das man wie in einen magischen Bann gezogen wird, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es fällt wirklich schwer diesen Film richtig einzuordnen, der wirklich jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist und ganz bestimmt nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wird. Ist da einerseits die unglaubliche Faszination der beklemmenden schwarz/weiß Bilder und eine äußerst gelungene Kamera-Arbeit und auf der anderen Seite ein Szenario, das nur schwerlich einen wirklichen Sinn ergeben will.

      Hinzu kommen diverse wirklich ekelerregende Passagen, die aber trotz ihrer fast schon schockierenden Wirkung einen immer ästhetischen Eindruck hinterlassen. "Singapore Sling" ist somit ein teils verstörendes Werk, das vollgestopft ist mit Gegensätzen. Man muss das Gesehene auch erst einmal wirklich verarbeiten und sacken lassen, hinterlässt die gesamte Chose doch einen mehr als verwirrenden Eindruck. Gleichzeitig muss man auch das extrem beklemmende Gefühl loswerden, das die Geschehnisse bei einem hinterlassen. Dazu passend erscheint auch der Aspekt, das man das Szenario mit einem anhaltenden Dauerregen ausgestattet hat, was für die nötige Schwermut und Tristesse sorgt, um einen in die richtige Stimmung zu versetzen. Diese braucht man nämlich unbedingt, denn ansonsten fällt es eventuell wirklich schwer, die knapp 2 Stunden Laufzeit durchzuhalten. Diesen Film darf man keinesfalls mal so nebenbei laufen lassen, zudem sollte man sich schon im Vorfeld darauf einstellen, das eine Art filmisches Experiment auf einen zukommt, das man auf keinen Fall mit den ansonsten üblichen Maßstäben messen sollte, denn diese sind in vorliegendem Fall keinesfalls anwendbar.

      "Singapore Sling" ist definitiv alles andere als leichte Kost und setzt dem Betrachter auch wirklich zu. Selten ist es mir so schwer gefallen die richtigen Worte für die Beschreibung eines Filmes zu finden, der definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Jedoch sollte man fairerweise anmerken, das es sich in vorliegendem Fall wohl eher um ein einmaliges Erlebnis handelt, jedenfalls könnte ich mir dieses streckenweise fast schon morbide Werk kein zweites Mal anschauen. Nikolaidis bedient hier die gesamte Gefühls-Palette des Zuschauers, zwischen absoluter Faszination und dem Gefühl angewidert zu sein bewegt man sich auf einem emotionalen Trip durch eine Geschichte, die man selbst gesehen haben muss, um die manigfaltigen Eindrücke zu spüren, die das Szenario hinterlässt. Und auch wenn ich selbst nie wieder zu der DVD greifen werde, kann ich die Veröffentlichung von Bildstörung nur wärmstens empfehlen, denn einmal mehr hat das Label ein Gesamtpaket geschnürt, das diesem grausam-schönen Film würdig ist. Freunde des außergewöhnlichen Filmes sollten definitiv zugreifen, aber von Beginn an wissen, das sie sich auf ein filmisches Experiment einlassen, das in vorliegender Form wohl absolut einzigartig sein dürfte.


      Fazit:


      Einmal mehr hat Bildstörung seinen Ruf eindrucksvoll untermauert, das man ganz spezielle-und auch einzigartige Werke veröffentlicht. Dabei sticht "Singapore Sling" in der Reihe der bisher veröffentlichten Werke noch einmal gesondert heraus, präsentiert sich doch eine Kombination, die man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Selten war die Bewertung eines Filmes so sehr vom persönlichen Geschmack des Betrachters abhängig wie in diesem Fall, denn dieses schockierende Werk wird die Meinungen sicherlich extrem spalten.


      8/10
      Hier gibt es meine Review dazu:

      cyberpunkkaijuexperimentalworl…3/08/singapore-sling.html


      Das Label Bildstörung ist ja dafür bekannt, dass die Filme, welche sie veröffentlichen alles andere als normale Kost sind. Der neuste Streich, welcher durch das Label nun endlich auch deutschsprachigen Fans verfügbar gemacht wird, hat bereits einiges an Aufsehen erregt. Doch was erwartet den geneigten Fan mit Singapore Sling genau?

      Ein Mann, von allen nur Singapore Sling genannt, ist auf der Suche nach einer Frau. Laura. Diese verschwand vor drei Jahren und wurde seither nicht mehr gesehen. Was ist mit ihr geschehen? Lebt sie noch? Oder ist Singapore Sling tatsächlich in eine Leiche verliebt, denn er trauert um sie und will sie einfach nicht verlassen. Durch Zufall trifft er zwei Frauen und dann beginnt ein Alptraum für Singapore Sling und für den Zuschauer.

      Die Geschichte von Singapore Sling ist so simpel, wie die Relativitätstheorie. Selten bekam man etwas verwirrenderes und zeitgleich so interessantes geboten. Von der ersten Minute an weiß man nicht so richtig, was mit einem geschieht. Das Geschehen läuft ab, ohne das der Zuschauer weiß mit was oder wem er es zu tun hat. Wer ist der Gute, wer ist der Böse. Was führen die Frauen im Schilde. Wie passt Singapore Sling da rein. Und viel wichtiger, was soll das alles nur bedeuten? Man kann den Film als Art Metapher bezeichnen, denn zu Beginn ist der Mann ohne Lebenskraft. Doch je weiter der Film voran schreitet, umso mehr Kraft bekommt er und zum Ende hin, steht er wieder aufrecht. Doch dann kommt die finale Szene und die Interpretationsidee ist verworfen. Der Film lässt einen überlegen und nachdenken, doch man kommt zu keinem Sinn. Was bedeutet das nur alles. Das wird man sich wohl noch eine ganze Weile nachdem der Film schon zu Ende ist noch fragen. Leider ist der Film in seiner Erzählweise sehr behäbig, sodass die der Film immer wieder etwas an Tempo verliert und einfach vor sich hinspielt. Es ist eine Erzählweise die sicherlich nicht jedem gefallen dürfte.

      Die Schauspieler, derer es nur 3 gibt. Machen einen interessanten Job. Aber wie soll man sie nur bewerten. Besonders die Frauen spielen dermaßen krank oder eben grandios, ganz wie man es eben empfindet. Die jüngere Damen verhält sich an manchen Stellen, als wäre sie geistig zurück geblieben und zuckt wie vom Teufel gestochen. Ein Film der wirklich schon allein bei den Schauspielern die Geister scheiden dürfte. Die Kamera macht einen sehr guten Job, verweilt oft sehr lange in der selben Einstellung und zeigt sowohl die Schönheit, als auch das Grauen des Lebens in seiner ungeschönten Kraft. Zudem ist der gesamte Film in Schwarz Weiß gedreht worden, was den Film, wie auch die Geschichte, wie ein Produkt der 30er Jahre wirken lässt. Alles wirkt, wie ein Film aus einer ganz anderen Zeit.

      Die Atmosphäre die dieses Werk ausstrahlt, wird durch Ekel dominiert. Seien es die Dinnerszenen in denen sich die Darsteller das Essen förmlich in den Mund stopfen, nur um kurze Zeit später spastisch das Essen wieder zu erbrechen, oder einige Szenen die aus einem SM Film stammen könnten. All das erweckt im Zuschauer ein Unbehagen, sodass der Filmgenuss sehr stark davon abhängt, ob man sich auf solche Ideen einlassen kann. Auch die Musik, welche sehr zurückhaltend agiert, ist auf alt getrimmt. Die wenigen Stücke bestehen fast ausschließlich aus Klavierklängen, die mal normal und mal wie ein wildes Durcheinander klingen. Bei den Effekten sollte man keinen Splatterfilm erwarten, der Film setzt vielmehr, wie bereits erwähnt, auf Ekelszenen, welche aus Urin und Erbrochenem bestehen.

      Die Bluray aus dem Hause Bildstörung präsentiert den Film ungeschnitten und das mit einer FSK 18 Freigabe. Nachdem man die 111 Minuten "überstanden" hat, wird man sich zweifelsohne fragen, wie um alles in der Welt dieser Film eine Freigabe durch die FSK erhalten hat. Allein der Grundtenor und die kranken Ideen wären Rechtfertigung genug gewesen, diesem Film eine Freigabe zu verwehren. Umso erfreulicher allerdings für die Fans, denn so steht dem problemlosen Erwerb nichts im Weg. Das Set bietet zudem eine 77 minütige Dokumentation über den Regisseur, sowie ein Interview mit selbigem, welches mit 23 Minuten sehr lang und informativ ausgefallen ist. Und zu guter Letzt bekommt der Fan noch ein 11 Seitiges, informatives und gut geschriebenes Booklet dazu.

      Fazit: Singapore Sling ist ein Film, der so ganz anders ist als alles bisher im Hause Bildstörung erschienende. Abartig, krank, merkwürdig und dennoch interessant. Ob man mit diesem Werk etwas anfangen kann muss jeder für sich selbst wissen. Man sollte aber unbedingt sehr sehr offen sein und gar nicht erst versuchen wollen, den Film nach der ersten Sichtung schon zu verstehen. Anschauen auf eigene Gefahr!