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  • Der Blender - The Imposter
    (The Imposter)
    mit Adam O'Brian, Anna Ruben, Cathy Dresbach, Alan Teichman, Ivan Villanueva, Maria Jesus Hoyos, Anton Marti, Amparo Fontanet, Ken Appledorn, Carey Gibson, Bryan Gibson, Beverly Dollarhide, Frédéric Bourdin
    Regie: Bart Layton
    Drehbuch: keine Information
    Kamera: Lynda Hall / Erik Wilson
    Musik: Anne Nikitin
    FSK 16
    Großbritannien / 2012

    Mitte der 90er Jahre verschwindet in San Antonio, Texas, spurlos der dreizehnjährige Nicholas Barclay. Seine Familie gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht auf, organisiert Suchen, und erhält schließlich drei Jahre später eine gute Nachricht. Ihr Sohn wird im fernen Spanien aufgespürt, dort ist er eben erst mit knapper Not den Fängen eines Kindersexsklavenrings entkommen. Die Schwester reist nach Spanien, identifiziert ihren Bruder, und bringt ihn heim nach Texas. Die Medien sind begeistert, doch dann tauchen Zweifel auf.


    Das Annehmen einer fremden Identität stellt man sich als Außenstehender recht schwierig vor, sind bei einer solchen Maßnahme doch unglaublich viele Kleinigkeiten zu beachten. Was einem jedoch die Dokumentation "Der Blender" präsentiert scheint so unglaublich, das sich der eigene Verstand phasenweise weigern will, das Gesehene wirklich zu glauben. In Szene gesetzt wie eine Pseudo-Dokumentation wird hier eine Geschichte erzählt, die auf einem wahren Fall beruht und Regisseur Bart Layton hat das Ganze dermaßen interessant-und packend in Szene gesetzt, das man von der ersten bis zur letzten Minute im Bann dieser unglaublichen Story gefangen ist. Dabei ist es in erster Linie die Erzähl-Struktur des Szenarios die für jede Menge Spannung sorgt, werden die Geschehnisse doch aus der Sicht des Serienhochstaplers Frederic Bourdin erzählt, der sich der Identität des vermissten Nicholas Barcley bedient und damit scheinbar jede Person täuschen kann. Besonders auffällig ist hierbei der Aspekt, das sich die beiden Personen rein Äußerlich vollkommen unterscheiden, zudem ist Bourdin auch noch einige Jahre älter als der 1994 verschwundene Nicholas.

    Dennoch werden selbst die engsten Verwandten des vermissten Jungen getäuscht, wobei das Szenario hier ganz deutlich die Frage aufwirft, ob die Familie nicht sogar getäuscht werden will, da man lediglich froh darüber ist, den verlorenen Sohn wieder im Haus zu haben. Andererseits lässt das Geschehen aber auch durchaus die Möglichkeit zu das ein Verbrechen in der eigenen Familie vorliegt, gibt es doch etliche Andeutungen darüber, das eventuell ein Familienmitglied den kleinen Nicholas getötet hat. Beide Varianten erscheinen durchaus möglich und bis zum Ende erhält der Zuschauer auch keine wirkliche Antwort darauf, doch wenn man versucht sich einmal in die Lage der Betroffenen hineinzuversetzen, kann nur eine der beiden Möglichkeiten dafür verantwortlich sein, sich so offensichtlich bereitwillig täuschen zu lassen. Zugegebenermaßen hat Bourdin selbst alles in seiner Macht stehende getan um glaubhaft in seiner neuen Identität zu erscheinen, doch ohne die Hilfe Außenstehender wäre ihm das überhaupt nicht möglich gewesen. Damit meine ich ganz besonders die Hilfe seiner angeblichen Schwester, die ihm diverse Erinnerungen förmlich einbläut, damit er bei einer gerichtlichen Anhörung überhaupt etwas vorzuweisen hat.

    Aus diesen Punkten bezieht das Werk eine ganz besondere Intensität und sorgt für eine kontinuierlich ansteigende Spannungskurve, der Zuschauer fühlt sich dabei immer mehr der Faszination der Ereignisse ausgeliefert, wobei die Ungläubigkeit über das Gesehene nie so ganz weichen will. Der eigene Verstand weigert sich ganz einfach zu akzeptieren, das bei so vielen ganz offensichtlichen Widersprüchen ein Mensch dazu in der Lage sein soll, nicht nur die eigene Familie, sondern auch sämtliche Behörden zu täuschen. Dennoch geschieht das bis zu einem gewissen Punkt, an dem die Ungereimtheiten Überhand nehmen und der Betrug aufgedeckt wird. Bart Layton hat hier eine exzellente Mischung aus Pseudo-Dokumentation und einer realen Geschichte gefunden und diese zudem mit echtem Archiv-Bildmaterial angereichert, so das sich letztendlich gut 90 Minuten lang eine unfassbare Geschichte offenbart, in der man die Thematik des Identität-Diebstahls nicht besser hätte umsetzen können. Der Betrachter wird dabei schon fast an die Grenzen zwischen Realität-und Fiktion herangeführt, denn auch wenn der Verstand das Gesehene vom rein logischen Aspekt her nicht glauben kann, so erscheint das Ganze doch aus der Sichtweise der Betroffenen vollkommen anders und bringt die emotionale Seite mit ins Spiel.

    Von dieser aus gesehen vernachlässigt man gern einmal sämtliche Logik und schaltet den gesunden Menschenverstand aus, andererseits kann es aber auch eine Masche sein, um von einem eigenen Verbrechen abzulenken. Hieraus bezieht diese Dokumentation dann auch ihren ganz besonderen Reiz, denn da man auf diese Fragen keine wirkliche Antwort erhält, ist genügend Freiraum für eigene Vermutungen vorhanden. Wie dem aber auch sei, "Der Blender" ist eine der mit Abstand besten-und eindrucksvollsten Dokus, die ich bisher gesehen habe. Spannend und extrem intensiv wird man mit einem wahren Kriminalfall konfrontiert, der auf der einen Seite äußerst bizarr erscheint, auf der anderen Seite jedoch unwahrscheinlich glaubhaft erzählt wird. Auf jeden Fall aber bekommt man hier gut 90 Minuten lang beste Unterhaltung geboten, die einen größtenteils auch ziemlich nachdenklich stimmt und gleichzeitig ziemlich drastisch aufzeigt, wie leicht Menschen doch zu manipulieren sind, wenn tiefe Emotionen mit im Spiel sind.


    Fazit:


    "Der Blender" ist eine absolut überzeugende Dokumentation, die absolut brillant in Szene gesetzt wurde. Eine interessante Thematik jede Menge Gegensätze und eine großartige Erzähl-Struktur ergeben einen Gesamteindruck, den man letztendlich nur als herausragend bezeichnen kann. Spannender kann auch ein Krimi im Spielfilm-Format nicht gestaltet sein und Freunde niveauvoller Dokus sollten hier unbedingt zugreifen, es lohnt sich.


    9/10